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01.08.2018

Integrationschancen nachhaltig erhöhen

Kolping-Bildungswerk engagiert sich gegen verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit 

Deutschlands Arbeitsmarkt boomt. Davon haben in den vergangenen Jahren auch Langzeitarbeitslose profitiert. Allerdings sind in Deutschland immer noch mehr als eine Millionen Menschen länger als ein Jahr ohne Job. Die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit von Hartz-IV-Beziehern ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Waren im Jahr 2011 Menschen, die Grundsicherung beziehen mussten, im Schnitt 555 Tage ohne Arbeit, sind es im Jahr 2016 schon 629 Tage gewesen. Länger als drei Jahre arbeitslos waren im Jahr 2011 rund 298000 Hartz-IV-Bezieher. Bis 2017 stieg diese Zahl auf rund 317000 Menschen. Dies macht deutlich, dass sich die Langzeitarbeitslosigkeit trotz Rückgang weiter verfestigt. Diese Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit und ihre Folgen sind eine große gesellschaftliche Herausforderung, der sich das Kolping-Bildungswerk im Erzbistum Bamberg aktiv stellt, wie Wolfram Kohler, Vorstand des Kolping-Bildungswerkes, verdeutlicht. „Über 2600 arbeitslose Menschen, davon meist Langzeitarbeitslose, konnten wir im letzten Jahr fördern und berufliche Eingliederungsperspektiven eröffnen.“ Die vielfältigen beruflichen Eingliederungsmaßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern durchgeführt. Das Spektrum reicht von individuellem Coaching, Aktivierungshilfen, Bewerbungstrainings bis zu beruflichen Trainings- und Erprobungs- sowie Arbeitsvermittlungsmaßnahmen. Kolping konzentriert sich dabei auf diejenigen, die besonders Unterstützung brauchen, wie Jugendliche ohne Berufsabschluss, Geringqualifizierte, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch ältere Arbeitslose. LangzeitarbeitsloseFotoSpiel Menschen haben einen erhöhten Unterstützungsbedarf, da verschiedene Gründe im persönlichen Profil oder in den Lebensumständen die Aufnahme einer Beschäftigung erschweren. Gleichzeitig kann eine langandauernde Arbeitslosigkeit Auswirkungen auf Gesundheit und Psyche des Betroffenen haben. Eine Abwärtsspirale nimmt nicht selten ihren Lauf. „Kolping kennt diese Problematik aufgrund seiner langjährigen Fördererfahrung sehr genau und kann daher zielgerichtet individuell unterstützen“, so Wolfram Kohler. Alle Förderangebote beinhalten ein intensives Bewerbungstraining und eine Orientierung auf dem Arbeitsmarkt. Das Angebotsportfolio zeichnet sich durch Vielfalt und Individualität aus. Dies verdeutlichen die Namen der Fördermaßnahmen wie AViBA, NOVA, PEP oder Kombi.

Fördermaßnahmen

Die Maßnahme „Aktivierung und Vermittlung mit intensiver Betreuung und Anwesenheitspflicht“ (AViBA) richtet sich an Erwachsene und junge Erwachsene. Die Teilnehmenden haben eine kürzere Verweildauer in der Maßnahme und werden rasch und zielgerichtet über die aktuellen Arbeitsmarktbedingungen informiert. Sie erhalten ein intensives Bewerbungstraining, trainieren ihre EDV-Kenntnisse und können an ihren Ressourcen feilen. Am Ende steht die Aufnahme einer Arbeit. In AViBA sind in diesem Jahr über 220 Teilnehmende eingetreten. Davon konnten viele Teilnehmende erfolgreich vermittelt werden. Im Aktivcenter PEP (Praxis, Entwicklung, Perspektive) erfolgt eine Förderung durch projektbezogenes Arbeiten im gewerblich technischen Bereich und im Dienstleistungsbereich. Angeboten werden dabei auch spezielle Fördereinheiten wie Gesundheitsorientierung sowie bei Bedarf eine berufsbezogene Sprachförderung. Ein Schwerpunkt des Aktivcenters liegt in der fachkompetenten Beratung der Teilnehmenden und in den individuellen Unterstützungsleistungen, zum Beispiel bei sozialen Problemlagen. In diesem Jahr wurden bereits 230 Teilnehmende erfolgreich gefördert. Der Übergang in das Berufsleben stellt speziell für junge Menschen eine große Herausforderung dar. An dieser wichtigen Nahtstelle in den Berufsbiografien ist Unterstützung erforderlich, damit möglichst alle Teilnehmenden zur Teilhabe am Berufs- und Arbeitsleben befähigt werden. Die Maßnahme „Kombi“, die im Kolping-Berufsförderungszentrum Bayreuth durchgeführt wird, ist ein besonderes Angebot für junge Menschen unter 25 Jahren mit dem Ziel, die Teilnehmenden in weiterführende Qualifizierungsangebote oder in eine Ausbildung zu vermitteln. „Die Teilnehmenden erhalten außer einem Soft Skills-Training und Bewerbungscoaching reale Arbeitsaufträge und erfahren durch die zuständigen Sozialpädagogen intensive Unterstützung und Begleitung in allen Lebenslagen“, so Wolfram Kohler. In den Themenblöcken „Holz/Kreativ“ wird wie in einem realen Unternehmen die Produktionskapazität geplant und ein zeitlicher Ablaufplan entwickelt. Diese beiden Aspekte werden mit dem Vertrieb entsprechend verknüpft.

Kreativwerkstatt 

In der Kreativwerkstatt des Kolping-Berufsförderungszentrums werden Gegenstände hergestellt, die kreatives Denken bei den Teilnehmenden wecken und gleichzeitig auch den Gedanken des täglichen Gebrauchs mit einbeziehen. Dabei können Arbeitstechniken wie Sägen, Schleifen und Bohren geübt werden. Im Kreativbereich wird geknüpft, bemalt, genäht und geflochten. Die Gegenstände geben die Teilnehmenden für soziale Zwecke weiter. So finden etwa regelmäßige Besuche in der Kinderabteilung im Klinikum Bayreuth statt, bei denen den Kindern selbstproduzierte Produkte übergeben werden. Die Kinder freuen sich über kleine Schutzengel aus Holz, Traumfänger, Mobiles aus gefalteten Origamifiguren, selbstgebaute Spiele und vieles mehr.
Die jungen Teilnehmenden der Kombi-Maßnahme werden im Rahmen des „produktiven“ Lernens aktiviert und finden so auch verborgene Talente heraus. Die Mitarbeitenden des Kolping-Berufsförderungszentrums steuern regelmäßig kreative Ideen bei.

Gemeinsam mit Sozialpädagogen der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen der Lebenswerk gGmbH Bayreuth wurde ein Medienkompetenz-Projekt ins Leben gerufen, in dem die Förderung der persönlichen sowie beruflichen Entwicklung der Teilnehmer im Mittelpunkt steht. Jede Woche besucht ein Mitarbeiter aus den Werkstätten für Behinderte Menschen mit seiner Gruppe das Kolping-Berufsförderungszentrum. Die Teilnehmenden der Kombi-Maßnahme nehmen dabei die Rolle des Paten ein. Gemeinsam erarbeiten sie mit Hilfe des Kolping-Mitarbeiters Chancen und Gefahren im Umgang mit den sozialen Medien wie WhatsApp, Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter. Dabei wird ein aktiver Beitrag zum Thema Inklusion geleistet. Die kreativen Talente der Teilnehmenden werden außerdem durch den Themenkomplex „Theater“ gefördert. Die Maßnahme „Kombi“ wird bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt. Seit dem letzten Jahr haben bereits 94 Personen teilgenommen. Wichtig sind auch Maßnahmen für arbeitslose Erwachsene, die über so genannte Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine diözesanweit abgewickelt werden, wie etwa Individualcoaching, MyCoach, Kompetenzcheck, individuelles Bewerbercoaching oder Jobcoaching intensiv. Das Klientel der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter erhält hierzu einen Gutschein mit einem festgelegten Ziel und definiertem Maßnahmeninhalt und können für die Förderung einen Träger auswählen. „Kolping führt in diesem Bereich besonders erfolgreich individuelle Einzelcoachings wie Individualcoaching und MyCoach durch. Diese Maßnahmen beinhalten eine Kompetenzfeststellung und ein ziel- und ressourcenorientiertes Coaching“, erläutert Wolfram Kohler. Bei MyCoach können die Teilnehmenden zusätzlich durch ein Sprachtraining, das für Migranten angeboten wird, und ein Praktikum unterstützt werden. Ein weiteres Angebot ist das Jobcoaching intensiv, das in der Gruppe stattfindet und durch ein intensives Einzelcoaching flankiert wird.

In den diversen beruflichen Integrationsmaßnahmen kann Kolping viele Teilnehmende in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermitteln und weiterführende Perspektiven eröffnen. „Diese Erfolge sind nur durch die starke Unterstützung vieler Netzwerkpartner aus der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft möglich. Hierfür danken wir ausdrücklich, auch im Namen der vielen Menschen, die wertvolle Unterstützung auf ihrem Weg in den Beruf erfahren“, so Wolfram Kohler.

Ansprechpartnerin für berufliche Integrationsmaßnahmen:

FotoViolaRauser

Viola Rauser

Kolping-Bildungszentrum Bayreuth
Telemannstraße 2
95444 Bayreuth
viola.rauser@kolpingbildung.de
www.kolpingbildung.de

Weitere Informationen:

Vermittlungschancen

Studien zufolge sinken die Chancen von Langzeitarbeitslosen, eine neue Arbeitsstelle zu finden, je länger sie ohne Job sind. Am höchsten seien die Vermittlungschancen bei Menschen, die noch keine zwei Jahre ohne Arbeit sind, so die Bundesagentur für Arbeit. Diese Personen gelten als „marktnäher“ und „leichter zu vermitteln“ als Jobsuchende, die bereits drei, vier oder noch mehr Jahre ohne Arbeitsplatz sind. Knapp 100.000 Betroffene, die noch keine 24 Monate ohne Arbeit waren, fanden im vergangenen Jahr wieder einen neuen Arbeitsplatz.

Sozialer Arbeitsmarkt

Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie die Langzeitarbeitslosigkeit stärker bekämpfen wollen – das arbeitsmarktpolitische Ziel lautet Vollbeschäftigung. Um dieses Ziel zu erreichen will die Bundesregierung einen sozialen Arbeitsmarkt schaffen, auf dem bis zu 150.000 Langzeitarbeitslose eine neue Tätigkeit finden sollen. Gut vier Milliarden Euro will die Regierungskoalition dafür bereitstellen. Unternehmen in der freien Wirtschaft sollen Lohnkostenzuschüsse erhalten, wenn sie Langzeitarbeitslose beschäftigen. Jobs für Langzeitarbeitslose sollen auch bei Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungen entstehen. Die konkreten Bedingungen für den sozialen Arbeitsmarkt sind allerdings noch unklar.

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