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12.12.2012

Es gibt keinen wertlosen Menschen

 

Obwohl ich zurzeit im Heim lebe, weil die Situation zu Hause zurzeit schwierig ist, lerne ich seit dem Projekt mich mehr und mehr zu öffnen. Wenn ich an fange, über meine Situation zu reden, ergeben sich neue Ideen und Möglichkeiten.“ So beschreibt Michelle ihre Erfahrungen im und mit dem Projekt „Wertvoll“. Und Alex ergänzt: „Mir war das Vertrauen wichtig, das ich bei dem Projekt aufbauen durfte. Die Gruppe der Teilnehmer hat zusammengehalten und es war ein echtes Miteinander zu spüren.“

 

Die „Wertvoll“-Projekte von Jo Jasper, die im Kolping-Bildungswerk Bamberg verankert sind, entwickeln sich im wahrsten Sinne des Wortes zu wertvollen Projekten und sollen deshalb auch im kommenden Jahr fortgeführt werden.

 

„Wir wollen mit diesen Projekten erreichen, dass Jugendliche – trotz ihrer Schwierigkeiten – in die Berufswelt integriert werden“, verdeutlicht Wolfram Kohler, der Vorstand des Kolping-Bildungswerkes im Erzbistum Bamberg im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Seiner Aussage nach geraten zu viele Jugendliche und junge Erwachsene ins Abseits und stehen am Rand der Gesellschaft.

Kohler: „Entweder sie brechen die Schule frühzeitig ab, oder sie scheitern an den notwendigen schulischen Qualifikationen. Aber sind diese jungen Menschen deshalb nicht ,brauchbar‘?“

 

Für das Kolping-Bildungswerk i

st diese Situation der Grund gewesen, neue Herangehensweisen zu erproben, um so die Potentiale benachteiligter Jugendlicher hervorzubringen. So entstanden in Zusammenarbeit mit Jo Jasper die „Wertvoll“-Projekte.

Jo Jaspers „Wertvoll“-Methode stellt nicht die Schwierigkeiten, sondern die Fähigkeiten eines am Rand stehen Jugendlichen in den Mittelpunkt. Das Erzählen der eigenen Biografie und die Reflexionen von Lernproblemen und Integrationsschwierigkeiten sollen helfen, in das Berufsleben zu finden.

 

Auch wenn die soziale Herkunft schwierig ist, trotzdem nach einem Weg in ein gelingendes Leben zu suchen, ist eine der zentralen Herausforderungen für randständige junge Menschen. In Gesprächen und in Auseinandersetzungen mit ihrer eigenen Situation lernen die Teilnehmer sich zu öffnen. Es entstehen eigene Songtexte. Das Hören der eigenen Stimme beim Aufnehmen des eigenen Songs lässt den jungen Menschen auf eine ganz andere Art erkennen: Es gibt immer eine Chance und ich will lernen, sie zu nutzen. „Diese Veränderung stärkt die soziale Kompetenz und die Leistungsbereitschaft eines Projekt-Teilnehmers, um einen erkennbaren Integrationsfortschritt in den ersten Arbeitsmarkt erzielen zu können“, sagt Wolfram Kohler.

 

Ein „Wertvoll“-Projekt entsteht in vier Phasen. In der Vertrauensphase treffen sich die Teilnehmer mit Jo Jasper, lernen sich kennen und fangen an, sich zu vertrauen. In der Kreativphase verdichten sich die eigenen Geschichten zu konkreten Texten. Die Teilnehmer schreiben ihre eigenen Texte, ihren eigenen Song und finden so die Möglichkeit, sich auszudrücken und zu reflektieren.

 

In der Produktionsphase nehmen die Teilnehmer die Songs auf. Sie öffnen sich, teilen sich anderen mit, werden wahrgenommen. Sie formulieren in ihren Texten eigene Ziele, aber auch Probleme, die sie daran hindern, einem Arbeitsalltag Stand zu halten. „Dieses Mehr an Selbstwert ist gerade für randständige Jugendliche existentiell wichtig,“ erläutert Kohler. „Viele von ihnen haben das Zutrauen in ihre Person nie erfahren.“

 

In der letzten Phase, der Begegnungsphase, begegnen die Teilnehmer des „Wertvoll“-Projektes der Unternehmenswelt auf eine persönliche Art und Weise. Sie kommen direkt in Kontakt mit Personalchefs aus Betrieben, die dann die Anforderungen der Unternehmen darstellen, während die Jugendlichen über ihre Lebenssituation erzählen. „Diese Methode hilft den Arbeitgebern, das Potential, das in diesen jungen Menschen steckt, deutlicher zu erkennen“, erläutert der Kolping-Vorstand. So könne ein neues Vertrauen in die natürlichen Fähigkeiten der jungen Menschen entstehen. „Und aus diesem Vertrauen heraus kann eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitgeber und den Jugendlichen entstehen.

 

Gemeinsam sollen Wege erarbeitet werden, die jungen Menschen konkret in ein Ausbildungsbeziehungsweise Arbeitsverhältnis zu bringen. Jo Jasper bleibt mit einer „Wertvoll“-Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice und den Jobcentern dann weiterhin Ansprechpartner.

Und dass sich dieses Projekt bewährt hat, zeigen auch die Reaktionen aus Wirtschaft und Politik. So sagt beispielsweise der Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, Dirk von Vopelius: „Es gibt keinen wertlosen Menschen. Jo Japser greift diese ebenso simple wie richtige Erkenntnis auf und motiviert uns alle, unsere Wertmaßstäbe zu überdenken, zum Wohle einer Gemeinschaft, die den Namen Gemeinschaft auch wirklich verdient hat.“

 

Und Hermann Imhof, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Bayerischen Landesjugendhilfeausschusses, stellt fest: „Die Wertvoll- Projektarbeit mit jungen Menschen ist ein wichtiger Ansatz. Sie trägt dazu bei, dass gerade junge Menschen mit Startschwierigkeiten nicht vergessen werden.“ 

(Text Andreas Kuschbert)

 

 

Weitere Informationen zu den „Wertvoll“-Projekten gibt es bei

Wolfram Kohler
Willy-Lessing-Straße 1
96047 Bamberg,
Telefon 09 51 / 9 81 31 – 11
wolfram.kohler(at)kolping-bildungs-stiftung.de